Solarpark Ernstkirchen nimmt nächste Hürde
Main-Echo Pressespiegel

Solarpark Ernstkirchen nimmt nächste Hürde

Gemeinderat: Schöllkrippen verabschiedet Änderungen des Flächennutzungsplans und Bebauungsplans
Schöllkrippen  Die Plä­ne für ei­ne Pho­to­vol­ta­ik-Frei­flächen­an­la­ge im Drei­eck zwi­schen Ernst­kir­chen, Vorm­wald und Som­mer­kahl ha­ben ei­ne wei­te­re Hür­de ge­nom­men. Je­weils ein­stim­mig hat der Sc­höllkrip­pe­ner Ge­mein­de­rat am Mon­ta­g­a­bend so­wohl den Än­de­run­gen des Flächen­nut­zungs- und Be­bau­ungs­plans zu­ge­stimmt, als auch ei­nen so­ge­nann­ten "Let­ter of In­tent" ver­ab­schie­det, was die Be­tei­li­gung der Bür­ger an dem So­lar­park an­geht.

Vor insgesamt 15 Zuhörern sagte Bürgermeister Mac Babo, dass es ihm wichtig sei, eine Beteiligungsmöglichkeit für die Bürger zu haben. Wichtig sei es ihm auch, die Nachbargemeinden mit einzubeziehen, weshalb das Thema zeitgleich im Sommerkahler Rat behandelt wurde. Er plane am Ende der Auslegungszeit auch einen Rundgang mit den Bürgern, damit sich diese davon überzeugen könnten, dass der Solarpark kaum zu sehen sein werde.

Vor der Abstimmung erläuterte Planer Martin Beil das Auswahlverfahren für das Gelände. Bereits 2009 habe es hierzu eine Standortuntersuchung für das ganze Gemeindegebiet gegeben, bei der 13 mögliche Standorte gefunden wurden. Diese wurden nun nach verschiedenen Standortfaktoren - Nähe zu Siedlung, Zahl der Biotope, Einsichtbarkeit, Südlage, Distanz zur Einspeisestelle oder der Qualität der Böden - untersucht.

Beil: "Für den Standort Ernstkirchen sprechen relativ viele Faktoren." Das einzige Problem sei die Entfernung zum Einspeiseort bei den Weyberhöfen mit acht Kilometern Luftlinie. Diese betrage aber bei den anderen Standorten sogar 12 bis 13 Kilometer.

Von ursprünglich 40 wurde die Fläche des Solarparks jetzt auf 25 Hektar verkleinert, davon 17,3 Hektar eingezäunte Betriebsfläche, vier Hektar Ausgleichsflächen am Rand und drei Hektar Talmulde, die bewusst von der Bebauung freigehalten wird. Die Betriebsfläche wird eine Art Dauer-Grünland. Maximal zwei bis drei Prozent werden versiegelt. Das Gebiet liege zwar im Bereich des Erweiterungsverfahrens für das Wasserschutzgebiet Schöllkrippen. Die Schutzgebietsverordnungen lassen allerdings Photovoltaiknutzung zu.

Die Abstände nach Vormwald betragen 300 Meter, nach Ernstkirchen 140 Meter und nach Sommerkahl etwa 180 Meter. Eine Kuppe teil die Fläche in zwei Sondergebiete. Das eine Sondergebiet wird einen Korridor als Wildwechsel beinhalten.

Die Sonnenkollektoren sind maximal drei Meter hoch, das Trafogebäude maximal vier Meter. Der Zaun, der aus haftungsrechtlichen Gründen notwendig ist, wird eine maximale Höhe von 2,5 Metern haben. Die Sonnenkollektoren sind nicht genau nach Süden ausgerichtet, denn laut Blendgutachten haben sie bei der jetzigen Ausrichtung keine nachteiligen Blendwirkungen.

Die Feldlerche und andere Feldvogelarten könnten durch die Kollektoren abgeschreckt werden. Drei Brutreviere sind davon betroffen. Als Ausgleichsmaßnahme sollen drei Ackerbrachen bepflanzt werden. Zwei sind in der Nähe, die andere liegt bei Omersbach.

Bernd Büttner von der Firma Main-Spessart Solar schätzte die Investitionskosten auf 21 Millionen Euro, davon 2,8 Millionen Euro allein für die Stromtrasse zu den Weyberhöfen. Die Rendite sei derzeit unklar, da man nicht wisse, was man 2026 man nach dem Energie-Einspeisegesetz (EEG) an Erlösen bekommen werde. Allerdings, so Büttner, "alle Projekte, die Unterfranken gebaut wurden, laufen besser als geplant."

Der Markt Schöllkrippen sei zu 50 Prozent an der Anlage beteiligt. Betreiber sind die Marktgemeinde Schöllkrippen, die dafür eine eigene Gesellschaft gründet, sowie eine neu zu gründende Gesellschaft der Main-Spessart Solar. Dazu müsse der Markt 2,1 Millionen Euro an Eigenkapital aufbringen. Hier gebe es verschiedene Möglichkeiten, die Bürger zu beteiligen: zum Beispiel über ein Crowd-Funding oder durch ein verbilligtes Stromangebot. Wie Marc Babo erläuterte, habe er sich mit der Sparkasse wegen Beteiligungsmöglichkeiten in Verbindung gesetzt.

90 Prozent der Gewerbesteuer bleiben am Standort der Anlage, zehn Prozent am Firmenstandort Bessenbach. Hinzu komme die Kommunalabgabe an den Markt Schöllkrippen von 0,2 Cent je Kilowattstunde über 20 Jahre. Laut Bernd Büttner wären dies 50.000 bis 60.000 Euro pro Jahr.

Aus dem Rat wurde die Frage nach dem Eigentum der Trasse gestellt. Diese gehöre zu 50 Prozent dem Markt, erläuterte Büttner. Die Trasse sei eine eigene Trasse, an die sich niemand anschließen könne - weder rechtlich noch technisch. Ansonsten gelte man als Netzbetreiber.

Könnten parallele Stromleitungen für Nachbarn verlegt werden, um Kosten zu verteilen? Laut Büttner habe er alle Nachbargemeinden besucht. Bislang sehe es so aus, dass Schöllkrippen allein ist. Bürgermeister Babo will hingegen Interesse bemerkt haben. Büttner darauf: Wenn, dann muss es bald kommen, weil jetzt die Verträge geschlossen werden und damit die Leistung der Leitung festgelegt wird.

Thomas Büttner (CSU) fragte, ob es möglich sei, Leerrohre mit zu verlegen. Bernd Büttner entgegnete, der Projektfortschritt in Schöllkrippen sei schon sehr weit im Gegensatz zu den anderen Gemeinden. Er will aber noch einmal Bürgermeister Matthias Müller in Blankenbach fragen, der eine Photovoltaikanlage auf der Erdaushubdeponie plant.

Stephan Roth-Oberlies (Grüne) fragte, ob nicht Strom direkt ins Schöllkrippener Stromnetz eingespeist werden könne. Bislang sei das nicht vorgesehen, so Büttner, Aber er sei an der Idee dran.

25.07.2023
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