Bäume als Symbole
Main-Echo Pressespiegel

Bäume als Symbole

Religion: Der Kreuzweg in Westerngrund wird neu bepflanzt - Bäume und Sträucher mit christlicher Bedeutung
WESTERNGRUND  Von un­se­rem Re­dak­teur JO­SEF PÖM­MERLBäu­me sind nicht ein­fach Holz­stäm­me mit Blatt­werk. Bäu­me ha­ben ei­ne Sym­bo­lik. Et­wa die Dor­f­lin­de, un­ter der früh­er ge­tanzt wur­de, oder die Ge­richt­sei­che, un­ter der Recht ge­spro­chen wur­de. Doch viele Bäume haben auch eine geistliche Bedeutung, stehen für Trauer wie die Weide, als Totenbaum wie die Eibe oder für Wiedererwachen und Neubeginn wie die Eberesche. Am Kreuzweg in Westerngrund kann man künftig diese Symbolik erfahren.
Jenny Kummer, Kreisfachberaterin für Gartenbau und Landespflege, hatte die Idee, auf diese Weise das Wissen von früher über die christliche Symbolik einzelner Baumarten zu vermitteln. Sie selber sei zwar konfessionslos, aber gerade dadurch habe sie einen anderen Zugang, sagt sie. Und letztlich habe es ihr Spaß gemacht, den Bäumen ihre Geheimnisse zu entlocken.
Neue, resistente Sorten
Ihre Lieblingsbäume dabei sind die Ulmen an der Kreuzwegstation neun. Nicht weil sie für die Unterstützung und Kraft stehen, eine Aufgabe zu erfüllen, sondern weil sie in den letzten Jahren schwer in Verruf kamen wegen der Ulmenkrankheit. Doch inzwischen gibt es neue, resistente Arten des alten Nutzbaumes. Das zu vermitteln, sei mit ihre Aufgabe, sagt Jenny Kummer.
Ebenso sei es mit der Esche, die für Opferbereitschaft und Duldsamkeit steht. Auch hier gibt es jetzt neue, resistente Züchtungen. Sie steht als einziger Baum an zwei Stationen, einmal mit Wacholder verbunden. Der Wacholder soll Sterbende länger am Leben halten.
Die Auswahl
Aber auch die Obstbäume wie die Birne (steht für Vergebung) oder die Kirsche (Baum der Jungfrau Maria) sind Jenny Kummer wichtig. Es gehe auch darum, den Menschen zu zeigen, dass Bäume keine Last sind, die nur Dreck machen, sondern zu unserer Kultur gehören, erläutert sie. Die Auswahl der Bäume hat sie nicht alleine getroffen. Dabei mitgeholfen hat die Bürgermeisterin Brigitte Heim (Wählergemeinschaft WIR).
Sie sagt, der Kreuzweg im Ortszentrum mit seinen 14 Stationen soll ein Ort der Begegnung für alle Bürger sein. Eigentlich sollte der Kreuzweg im Rahmen der Dorferneuerung neu gestaltet werden. Doch hätte dies wahrscheinlich noch einige Zeit gedauert. Dann kam der Sturm vom 18. August 2019: Über zwei Drittel aller Bäume entlang des Kreuzwegs seien damals umgestürzt.
Das kann man aber auch positiv sehen, findet Bürgermeisterin Heim: War der Kreuzweg früher ein ziemlich dunkler Ort, ist er jetzt deutlich heller und lichter. Auch bot es sich daraufhin an, den Kreuzweg selber zu gestalten, statt auf die Dorferneuerung zu warten. Allerdings erhält die Gemeinde trotz aller Bemühungen keine Zuschüsse für die Neugestaltung und muss die 15 000 Euro alleine stemmen.
Bänke und Schilder fehlen noch
Die Bäume sind jetzt schon angeliefert worden und werden diese Woche unter Mithilfe des Westerngründer Bauhofes gepflanzt. Es sind große, über fünf Meter hohe Stämme. Umgeben werden sie von verschiedenen Wildrosenarten. Die Rose ist die Blume der Jungfrau Maria. Auf einem Anhänger warten Stein-Findlinge darauf, ebenfalls platziert zu werden.
Zudem sollen Bänke aufgestellt werden, sagt Bürgermeisterin Heim. Und natürlich Schilder, die an jeder Station des Kreuzwegs die Bäume und ihre jeweilige Symbolik erläutern.
Form der Wiederauferstehung
Zum Schluss soll noch eine hölzerne Stele aufgestellt werden. Sie wird vom Bauhof aus einem Baum geschnitzt, der beim Sturm im August 2019 umgestürzt ist. Sozusagen eine Form der Wiederauferstehung.

04.03.2021
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