Berghof finanziert Käserei gemeinsam mit Kunden
Main-Echo Pressespiegel

Berghof finanziert Käserei gemeinsam mit Kunden

Beteiligung: Biohof in Schöllkrippen akquiriert Teil der Investitionssumme für neue Hofmolkerei über Genussrechte - Jährlicher Gewinnanteil
SCHÖLLKRIPPEN  Von un­se­rer Mit­ar­bei­te­rin DO­RIS PFAFF Bei den Schudts auf dem Bio-Berg­hof ist man gu­ter Din­ge: So­bald das Wet­ter mit­spielt und der In­ves­ti­ti­ons­för­der­be­scheid da ist, will die Fa­mi­lie ei­ne neue Hof­mol­ke­rei bau­en. Für die neue Käserei sind gut eine Million Euro veranschlagt, wovon der Großteil mit einem Bankdarlehen und ein kleinerer Teil mit Fördergeld finanziert werden. Den Rest von mindestens 200.000 Euro akquiriert die Familie über Genussrechte, deren Erwerber für ihre Kapitalüberlassung einen jährlichen Gewinnanteil erhalten.
»Wir sind überwältigt von der Resonanz in der Bevölkerung auf unser Angebot dieser Beteiligungsform«, sagt Monika Schudt, die mit ihrem Mann Wolfgang und Sohn Michel den Hof führt. Nach einer Infoveranstaltung im November sei die Nachfrage sofort so groß gewesen und gewachsen, dass neben den ursprünglich zwei Beteiligungsvarianten im Dezember noch ein drittes Genussrecht-Angebot aufgelegt wurde.
Bisher 93 Scheine gezeichnet
Wie Michel Schudt berichtet, haben bisher 93 Personen einzelne oder mehrere Genussscheine gezeichnet. So auch Gudrun Peeters aus Schöllkrippen, eine Stammkundin im Hofladen der Schudts. Wie Peeters unserem Medienhaus sagte, lege sie größten Wert auf Umweltschutz und regionalen Einkauf. Zudem seien die Berghof-Produkte biologisch, nachhaltig und der Betrieb innovativ und langfristig ausgelegt. Vollstes Vertrauen habe sie in dessen Wirtschaftlichkeit, so Peeters.
Im Genussrecht 1 mit einer Gesamteinlage von 100.000 Euro, in dem die Anteilscheine auf den Mindestbetrag von 500 Euro gestückelt sind, seien bereits 76.000 Euro »voll«, berichtet Monika Schudt. Der Zinssatz beträgt zwei Prozent, wenn das Geld jährlich bar ausgezahlt wird und 4,5 Prozent bei einem Naturalien-Genussgutschein. Das Genussrecht 2 mit Stückelung auf 5000 Euro, ist begrenzt auf 20 Anleger. Der Zinssatz ist hier drei Prozent als Geldzins oder fünf Prozent als Warengutschein. Wie die Berghof-Chefin erzählt, war das Genussrecht 2 schon innerhalb eines Monats »vergriffen«, weswegen bald darauf das dritte Genussrecht »aufgemacht« wurde. Auch das Genussrecht 3 (Stückelung 5000 Euro; begrenzt auf 20 Anteilsnehmer, Zinssatz 2,8 Prozent bei Auszahlung oder 4,8 Prozent in Gutscheinen) laufe bestens.
Die geplante neue Käserei erfahre nicht nur eine große finanzielle Unterstützung. Die von den Bürgern und Bürgerinnen gezeichneten Scheine stünden auch für Rückhalt und Wertschätzung gegenüber ihrer Familie, so Monika Schudt, die im Hofladen viele Sorten selbst gemachten Ziegenkäse sowie Zicklein-, Rind- und Kalbfleisch verkauft.
Milch vor Ort und verarbeiten
Die 53-Jährige schildert, dass die bisherigen Käserei-Räumlichkeiten nach 20 Jahren sanierungsbedürftig seien und der Betrieb handeln müsse, um die EU-Zulassung nicht zu verlieren. Wegen steigender Energiepreise sei es zudem zwingend, die Produktion klimafreundlich und arbeitswirtschaftlich zu verbessern. Seit einem Jahr gehöre Sohn Michel, ein begeisterter Ziegenhalter, zur landwirtschaftlichen GbR, so Schudt weiter. Nun sei es an der Zeit für ein neues Käsereigebäude, um für die Zukunft gerüstet zu sein.
Die neue Käserei, die mit Solar- und Wärmerückgewinnung arbeiten soll, wird direkt neben dem im Jahr 2014 errichteten »Wohlfühl«-Ziegenstall gebaut. Die Milch wird hier dann an Ort und Stelle verarbeitet.
Mit der Teil-Finanzierung des Projekts über Genussrechte geht der Berghof neue Wege. Im Auftrag der bayerischen Verwaltung für ländliche Entwicklung begleitet Genussrechte-Beraterin Petra Wähning das Vorhaben. Sie betont, Genussrechte seien mehr als eine Direktinvestition, es entstehe auch »eine neue Art von Solidarität und gemeinschaftlicher Gestaltung«.
Zitate:
» Wir sind überwältigt von der Resonanz in der Bevölkerung auf unser Angebot. « Monika Schudt, Hofinhaberin
» Eine neue Art von Solidarität und gemeinschaftlicher Gestaltung. « Petra Wähning, Genussrechte-Beraterin

15.01.2023
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