In Westerngrund gepflanzt: Weibchen für den Wacholder
Main-Echo Pressespiegel

In Westerngrund gepflanzt: Weibchen für den Wacholder

Natur: Einsamer Busch im Westerngründer Wald erhält junge Nachbarn - Pflanzaktion mit Schulkindern
Westerngrund  Lan­ger Zeit war er ein­sam. Der ver­meint­lich letz­te wild wach­sen­de Wa­chol­der­busch im Kahl­grund, den der frühe­re Förs­ter Theo Rü­ckert vor ei­ni­gen Jah­ren im Wes­tern­grün­der Wald ent­deckt hat­te. Bis der ak­tu­el­le Förs­ter Mat­thias Fell­hau­er vor et­wa vier Wo­chen ei­nen zwei­ten Busch fand, nur et­wa 150 Me­ter vom ers­ten ent­fernt.

Jetzt haben die beiden Wacholderbüsche weitere Nachbarn bekommen: Schulkinder haben am Dienstag in unmittelbarer Nähe des ersten Busches sieben weitere Setzlinge gepflanzt. Theo Rückert hatte diese aus Ablegern von verschiedenen Büschen und Samen groß gezogen. Rund 25 bis 30 Prozent Erfolgsquote habe er dabei gehabt, erzählt er.

Wacholder war einst in den heimischen Wäldern bis in die Nachkriegszeit hinein weit verbreitet. Schließlich war so gut wie alles davon nutzbar. Das Holz etwa für Pfeifen, die Äste zum Räuchern und die Beeren zum Kochen oder Brennen. Allerdings wurden die Wälder mangels Waldbeweidung immer dichter und der wilde Wacholder, der viel Licht braucht, daher zu einer Rarität.

Sieben Standorte im hessischen und elf im bayerischen Spessart sind heute noch bekannt. Wie sehr der Wacholder auf Licht angewiesen ist, zeigt auch der Wacholderbusch in Westerngrund. Seit Förster Fellhauer drei Bäume in der Umgehung fällen ließ, ist er von etwa Kniehöhe auf jetzt Brusthöhe gewachsen.

Dieser ist übrigens ein Männchen. Beim Wacholder gibt es männliche und weibliche Exemplare. Das männliche stößt im Frühjahr Blütenstaub aus, trägt aber niemals Beeren. An diesen ist dann der weibliche Wacholder zu erkennen. Der zweite, jüngst entdeckte Wacholderstrauch ist weiblich.

Bei den nun gepflanzten Exemplaren handelt es sich sowohl um männliche wie weibliche Pflanzen. Bei Setzlingen, die aus Ablegern bereits vorhandener Büsche gezogen wurden, kann man das schon klar sagen, bei den Exemplaren, die aus Samen entstanden sind, lässt sich das erst in etwa zehn Jahren bestimmen, wenn sie dann Beeren tragen oder nicht.

Die Kinder der Klassen 1b, 2b und 3b von der Grundschule in Westerngrund durften den jungen Wacholder pflanzen. Die Kinder waren dafür Feuer und Flamme. Es gab weit mehr Freiwillige als Pflanzen. Die Gemeindearbeiter hatten schon die Vorarbeit geleistet und die Löcher gegraben. In die setzten dann jeweils vier Kinder die Setzlinge, lockerten die Wurzeln und bedeckten sie mit Erde, bevor sie den Strauch ordentlich begossen. Dafür gab es zum Abschluss für jeden eine Brezel von Bürgermeisterin Brigitte Heim (Wählervereinigung Wir).

Die restlichen Arbeiten erledigten dann wieder die Gemeindearbeiter, die den Platz auch umzäunt hatten. Denn das Rehwild nutzt gerne die duftenden Wacholderstämme, um sein Geweih daran zu fegen. Die Tiere haben eben Geschmack.

Stichwort: Wacholder

Der gemeine Wacholder (Juniperus communis) ist in seiner Gestalt sehr vielseitig. Er kann - im Hochgebirge - flach am Boden kriechen, als säulenförmiger Busch wachsen oder als kleiner Baum sechs bis zwölf Meter hoch werden. Der größte bekannte Wacholder ist 18,5 Meter hoch, die größte bisher gemessene Stammdicke beträgt 90 Zentimeter.

Als säulenförmige Busch kann er bis zu 2000 Jahre alt werden, als Baum bis zu 600 Jahre. Er hat ein Pfahlwurzelsystem, eine anfangs glatte, später rissige graubraune Rinde. Seine Nadeln sind spitz und bis zu zwei Zentimeter lang. Er ist zweigeschlechtlich, das heißt, männliche und weibliche Blüten wachsen nicht auf dem gleichen Stamm.

Die Wacholderbeeren sind keine echten Beeren, sondern verholzte Zapfen. Sie werden gerne von Vögeln gefressen, die unverdauten Samenkörner dann ausgeschieden. So verbreitet sich der Wacholder. Neben der Küche oder im Gin finden seine Beeren auch in der Heilkunde Verwendung. So gilt er als blutreinigend, appetitanregend und entblähend. Schwangere Frauen sollten aber keine Wacholderbeeren essen. Auch darf man ihn nicht mit dem Sadebaum (Juniperus sabina) verwechseln, der im Hochgebirge wächst. Diese Wacholderart ist nämlich in allen Bestandteilen giftig.

26.10.2021
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