Kindergartenverein in Kleinkahl aufgelöst
Main-Echo Pressespiegel

Kindergartenverein in Kleinkahl aufgelöst

Bildung: Betreuungseinrichtung wird gemeindlich - Bürgermeisterin Krebs derzeit Notverwalterin - Personal fehlt
Kleinkahl  Der Kin­der­gar­ten "Spat­zen­nest" in Klein­kahl be­fin­det sich un­ter Not­ver­wal­tung. Der Ve­r­ein "Ak­ti­on Vor­schul­er­zie­hung Edel­bach", der ihn bis­her lei­te­te, hat sich auf­ge­löst. Jetzt soll der Kin­der­gar­ten in die Hän­de der Ge­mein­de über­ge­hen. Da­zu fehlt al­ler­dings noch die Be­stä­ti­gung der Ca­ri­tas. Bis da­hin ist die Klein­kah­ler Bür­ger­meis­te­rin An­ge­li­ka Krebs (Freie Wäh­ler) als Not­vor­stand ein­ge­setzt.

52 Jahre lang hat der Verein den Kindergarten verwaltet. Gegründet wurde er damals vom Pfarrer und engagierten Eltern. Die Gemeinde stellte Gelände und Grundstück kostenfrei zur Verfügung. Der Diözesan-Caritasverband unterstützte den Kindergartenverein beratend, rechtlich und pädagogisch. Allerdings ist er eine rechtlich eigenständigen Einrichtung. "Wir stehen dort nicht in der personellen oder wirtschaftlichen Verantwortung", so Sebastian Schoknecht von der Caritas in Würzburg. Für ihn ist die Übernahme durch die Gemeinde auch eher eine kommunalpolitische denn eine wirtschaftliche Entscheidung.

Allerdings wurde es immer schwieriger, Ehrenamtliche für den Vereinsvorstand zu finden. Die Mitglieder schieden aus, sobald ihre Kinder in die Schule kamen. Dies bestätigt der bisherige Vorsitzende Kristoff Kager. Auch seine Kinder seien inzwischen dem Kindergarten entwachsen, und um den Kindergarten als reines Hobby zu führen, dafür sei ihm die Aufgabe zu groß, sagte er am Telefon. Immerhin sei man für 100 Kinder und 22 Angestellte verantwortlich.

Zuletzt fand sich niemand mehr, der den Verein ehrenamtlich leiten wollte. Bei zwei Mitgliederversammlungen gab es keine Bewerber für den Vorstand. Daher, so Kager, sei der restliche, dreiköpfige Vorstand zurückgetreten, um den Weg freizumachen, den Verein in Gemeindehände überzuführen. So wurde schließlich in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Auflösung beschlossen.

Der Kindergarten sei zu groß geworden, als dass er noch ehrenamtlich geleitet werden könnte, erklärt auch Bürgermeisterin Angelika Krebs. In diesem Jahr soll die Erweiterung und Sanierung des Kindergartens in Erlenbach beginnen. Rund 3,5 Millionen Euro sind dafür angesetzt, davon eine Million im diesjährigen Haushalt. Derzeit hat die Einrichtung fünf Gruppen. Nach der Erweiterung sollen es sechs Gruppen sein: drei Krippengruppen und drei Kindergartengruppen.

Hinzu kamen anscheinend interne Querelen. In fünf Jahren wechselte die Leitung vier Male. Nachdem der Kindergartenbetrieb lange Zeit kostendeckend war, wurde er in den vergangenen Jahren ein Zuschussgeschäft. Dies liegt auch daran, dass zwei Kindergartengruppen in die Grundschule nach Kleinkahl ausgelagert sind, was einen erhöhten Personalbedarf erfordert. Zudem hatte die Gemeinde ihren Zuschuss zu den Kinderkrippengebühren gekürzt, weil der Freistaat seinen Anteil erhöht hatte.

Dem Defizit versuchte der Vorsitzende entgegenzusteuern, indem er die Gebühren in der Krippe um 100 Euro im Monat erhöhen wollte. Dies führte zu Unmut bei der Gemeinde und den Eltern. Die Gemeinde warf dem Vorstand vor, dabei keine Rücksprache mit der Gemeinde gehalten zu haben. Dem widerspricht Kristoff Kager: Er habe dem Gemeinderat bei drei Sitzungen die finanzielle Lage und die Notwendigkeit einer Gebührenerhöhung erläutert.

Bürgermeisterin Angelika Krebs erklärt auch, dass die Gemeinde weder Einsicht in die Bücher noch ein Mitspracherecht beim Kindergartenbetrieb hatte, letztlich aber das Defizit von 45.000 Euro im Jahr übernehmen musste. Erst nach langem hin und her habe sie Einblick in die Unterlagen erhalten. Krebs: "Es war alles rechtmäßig, aber es war nicht harmonisch."

Auch hier widerspricht Kristoff Kager: Die Gemeinde hätte jederzeit Einblick haben können, wenn sie gewollt hätte. Sie habe dem Verein vorgeworfen, Mittel zweckentfremdet eingesetzt zu haben. Die Finanzen seien aber sowohl von der Kindergartenaufsicht im Landratsamt wie auch von einem unabhängigen Prüfer der Caritas geprüft worden, ohne dass es Beanstandungen gab.

Kager verteidigt nach wie vor die Notwendigkeit einer Gebührenerhöhung: "Sonst würde der Kindergarten in wenigen Jahren bankrott gehen." Ein Grund für den Rücktritt des Vorstandes sei dieser Streit aber nicht gewesen. Wenn die Gemeinde die Gebührenerhöhung nicht wolle, sei das ihre Sache. Sie müsse dann halt ein größeres Betriebskostendefizit übernehmen.

Künftig will die Gemeinde Kleinkahl die Einrichtung als kommunalen Kindergarten führen. Bis dahin fungiert die Bürgermeisterin als Notvorstand. Allerdings konnte die bisherige Kassiererin überredet werden, vorerst weiter die Finanzen zu regeln.

Größtes Problem sei es derzeit, eine neue Leiterin des Kindergartens und weiteres Personal zu finden, sagt Bürgermeisterin Krebs. Der Markt sei leergefegt. Sollte dies nicht gelingen, müssten die Betreuungsstunden gekürzt werden. Deswegen hat es jüngst einige Versammlungen mit dem Personal und dem Elternbeirat gegeben.

Hintergrund: KIndergartenerweiterung in Kleinkahl

Das Gebäude des Kleinkahler Kindergartens im Ortsteil Edelbach wurde 1963 als Schule gebaut. Viele Bereiche, etwa die Toiletten oder der Turnraum, stammen noch aus dieser Zeit. Nachdem die Schule ausgezogen war, wurde das Gebäude eine Zeit lang gewerblich genutzt, bevor der Kindergarten eingezogen ist.Seit 2015 macht sich die Gemeinde Gedanken über eine Erweiterung des Kindergartens. Dringlich wurde dies 2018, als es zwei geburtenstarke Jahrgänge mit jeweils 20 Kindern gab - doppelt so viele wie üblich. Derzeit sind zwei Kindergartengruppen in der Schule im Ortszentrum von Kleinkahl ausgelagert. Spätestens 2025 werden die Räume aber für die dann vorgeschriebenen Hortplätze benötigt. Ursprünglich war nur ein kleinerer Anbau oder der Umbau eines Lagerraums in einen Gruppenraum geplant. Mit der Zeit wurde die Pläne immer umfangreicher. Dies liegt auch an dem Summenraumprogramm für Kindergärten, das zum Beispiel Sozialräume für das Personal, Wartezimmer für Eltern oder einen Abstellraum für Kinderwagen vorschreibt.Erste Planungen sahen einen zweistöckigen Anbau an der linken Gebäudeseite vor. jetzt soll der Neubau jedoch direkt gegenüber dem bisherigen Haupteingang entstehen, mit einem Zwischenbau, der den neuen Eingang und einen Aufzug enthält. joe

17.05.2022
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