Lebensmittelproduktion im Fokus
Main-Echo Pressespiegel

Lebensmittelproduktion im Fokus

Arbeit: Neues Projekt der Schöllkrippener Inklusionsfirma Priska - Verwertung von Gemüse und Obst
SCHÖLLKRIPPEN  Ein Hok­kai­do-Kür­bis kann kom­p­lett ge­ges­sen wer­den. Dass von an­de­ren Ge­mü­se- und Obst­s­or­ten eben­falls nichts üb­rig blei­ben muss, zeigt »rest­los gut«, das neue Pro­jekt der In­k­lu­si­ons­fir­ma Pris­ka gGmbH, de­ren Ge­sell­schaf­ter die Stif­tung Haus Mir­jam in Sc­höllkrip­pen ist.

Noch steht das Projekt, zu dem viele Wege geführt haben, am Anfang. Der Verkauf der Produkte kann womöglich erst im nächsten Jahr starten. Die Koordinatoren Gudrun Köhler-Martin und Frank Meinlschmidt stellten es aber schon jetzt vor.

Zum einen, weil die Aktion »Mensch« und die LAG Spessart im Leader-Förderprogramm (Leader fördert die regionale Entwicklung) ihre Unterstützung zugesagt haben. Zum anderen, weil noch Anbauflächen und ehrenamtliche Helfer für die verschiedensten, bei der Verarbeitung und Vermarktung anfallenden Tätigkeitsfelder gesucht werden.

Die Themen Inklusion und Nachhaltigkeit gehören zu den Hauptzielen der Firma Priska, die weit über die Region hinaus insbesondere als Betreiber von Schulmensen bekannt ist (siehe Infokasten). »Vor etwa drei Jahren haben wir festgestellt, dass die Tätigkeiten im Bereich Schulverpflegung teilweise sehr anspruchsvoll sind«, erklärt Köhler-Martin im Gespräch mit unserem Medienhaus. Bei der Suche nach einfacheren Tätigkeiten, etwa für Menschen mit Schwerbehinderungen, sei die Lebensmittelproduktion in den Fokus gerückt. »Etwas auszupressen, ist eine leicht zu lernende Arbeit. Und man kann dabei sogar sitzen«, nennt Köhler-Martin als Beispiel.

In den Anfangsmonaten der Corona-Pandemie sei »viel Zeit« gewesen fürs Ausprobieren neuer Rezepte. Auch die Ergebnisse ihrer Lebensmittelexperimente, wie ein Salz, das sie mit geriebenen Orangenschalen verfeinert habe, seien im Team präsentiert worden. Dort sei dann vieles weiterentwickelt worden; ebenso wie der Name »restlos gut«.

Meinlschmidt, der früher zum Team der Mensa am Hanns-Seidel-Gymnasium in Hösbach gehörte und jetzt mit den Priska-Köchen die Rezepte für die neuen Produkte entwickelt, schwärmt unter anderem von einem Pesto. Dessen Grundlage sei das Grün von Karotten, das in Küchen normalerweise nicht weiterverwendet wird. »Verarbeitet mit Olivenöl, Pinienkernen und Parmesan war das eine ganz neue Entdeckung.«

Ein weiterer Pfeiler auf dem Weg zu »restlos gut« seien die vielen brachliegenden Streuobstwiesen und ungenutzten Streuobstbäume entlang von Wegen in der Region. Unter dem Motto »Spessart Sharing« werde das Obst von Priska-Mitarbeitern und Ehrenamtlichen (darunter Rentner mit entsprechenden Erfahrungen) geerntet und verarbeitet. Aus Äpfeln werde in der Regel Saft gepresst.

Quitten, die mittlerweile auch auf den 20 Bäumen wachsen, die im vergangenen Herbst auf eigenem Gelände gepflanzt wurden, sollen vorwiegend zu Gelee werden. Das werde dann unter anderem mit Sternanis oder Tongabohnen (aus fairem Verkauf oder dem Eine-Welt-Laden) verfeinert. Als Gegenleistung fürs Ernten biete Priska den Eigentümern das Schneiden der Bäume oder das Mähen der Wiesen an.

Die ersten Tests für »restlos gut« in hiesigen Dorfläden sind nach Angaben der Koordinatoren sehr gut gelaufen. Jetzt werde die Palette erweitert, damit Priska die Produkte unter anderem auf Wochenmärkten anbieten kann. Die Anschaffung des dafür notwendigen Marktwagens werde von der LAG Spessart mitfinanziert, während die Aktion »Mensch« bei der Bezahlung der Mitarbeiter zur Seite stehen werde.

Ein kleiner Teil der neuen Produkte ist vielleicht schon bald auf Wochenmärkten erhältlich: Einige Anbieter sind laut Meinlschmidt so begeistert vom mit Waldfrüchten verfeinerten Senf, dass sie ihn zum eigenen Sortiment dazustellen wollen.

Die Inklusionsfirma Priska

Die Inklusionsfirma Priska gGmbH, deren Gesellschafter die Stiftung Haus Mirjam in Schöllkrippen ist, wurde 2005 gegründet. Mit der »Idee, behinderten und langzeitarbeitslosen Menschen neue berufliche Perspektiven zu bieten«, wie auf der Homepage zu lesen ist. Gudrun Köhler-Martin, die hier als Prokuristin tätig ist, erinnert sich daran, wie Priska beim damaligen Schulleiter des Hanns-Seidel-Gymnasiums in Hösbach »offene Türen eingerannt« habe und dort die erste Mensa übernehmen konnte. Heute betreibe die Inklusionsfirma nicht nur über 20 Schulmensen, sondern auch die Küchen in zahlreichen Kindergärten bis Hanau und Elsenfeld. Dazu kommen die Bereiche Gebäudereinigung sowie Partyservice und Catering.Corona habe allerdings Spuren hinterlassen: Wegen der Schulschließungen seien viele Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt worden. Und da es sich meist um Menschen mit Handicap handelte, müssten sie jetzt teilweise neu angelernt werden. ()

12.09.2021
mehr unter www.main-echo.de
Schließen Drucken Nach Oben