Neubaugebiet trotz Wassernot?
Main-Echo Pressespiegel

Neubaugebiet trotz Wassernot?

Ortsentwicklung: Leser übt Kritik am Markt Schöllkrippen - Bürgermeister Babo sieht Lage deutlich entspannt
SCHÖLLKRIPPEN  Von un­se­rem Re­dak­teur JO­SEF PÖM­MERLWie kann der Markt Sc­höllkrip­pen ein neu­es Bau­ge­biet aus­wei­sen, wenn die Was­ser­ver­sor­gung nicht ge­währ­leis­tet ist? Die­se Fra­ge stell­te sich Le­ser Jo­sef Fors­ter aus Som­mer­kahl, nach­dem er in un­se­rer Zei­tung am 3. April den Ar­ti­kel »Bau­ge­biet soll er­wei­tert wer­den« ge­le­sen hat­te.
Darin ging es um die Entscheidung des Schöllkrippener Marktgemeinderats für die zweite Erweiterung des Baugebiets Am Keilrain oberhalb der Laudenbacher Straße in Schöllkrippen. 16 Baugrundstücke sollen dort frei erhältlich sein, für die es bereits 33 Interessenten gibt.
Gibt es staatliche Kontrollgremien, die Gemeinden darauf hinweisen, dass die Wasserversorgung nachzuweisen ist, um ein Neubaugebiet ausweisen zu dürfen?, fragt Josef Forster weiter. Schließlich habe Schöllkrippen hier laut den Zahlen für den angedachten Wasserverbund bereits jetzt Probleme.
Leistungsleck beseitigt
Schöllkrippens Bürgermeister Marc Babo (CSU) gibt zu, dass seine Gemeinde hier im vergangenen Sommer große Probleme hatte. Die Lage habe sich seitdem jedoch deutlich entspannt. Schließlich täte man alles, um die Wasserversorgung zu verbessern. Besonders die Entdeckung und Reparatur eines Leitungslecks in der Laudenbacher Straße habe hier »deutlich mehr Sicherheit und Entspannung« gebracht. Denn durch dieses Leck versickerten täglich 250 Kubikmeter Wasser im Untergrund. Zum Vergleich: Der ganze Ortsteil Hofstädten braucht am Tag 60 Kubikmeter Wasser. Da fielen die wenigen neuen Bauplätze am Keilrain kaum ins Gewicht.
Im Hinblick auf den geplanten Wasserverbund weist Babo darauf hin, dass Schöllkrippen laut den Zahlen in der dazu in Auftrag gegebenen Untersuchung noch mit die wenigsten Probleme im oberen Kahlgrund habe. Andere Gemeinden würden da viel schlechter dastehen. Zumal diese Untersuchung noch vor der Beseitigung des Lecks in der Laudenbacher Straße erstellt wurde.
Wie der Homepage des bayerischen Umweltministeriums zu entnehmen ist, tragen die Kommunen die Verantwortung, bei der Ausweisung neuer Baugebiete auf eine gesicherte Wasserversorgung zu achten. Auch andere wasserwirtschaftlichen Belange wie die Abwasser- und Niederschlagswasserentsorgung, der Schutz vor Hochwasser beziehungsweise der Schutz des Grundwassers seien von der Kommune in der Planung zu berücksichtigen.
Im Rahmen des Aufstellungsverfahrens beteiligen die Gemeinden auch die Träger öffentlicher Belange. Hierzu zählen unter anderen auch das Landratsamt Aschaffenburg mit seinen Fachbereichen Wasser- und Bodenschutz und Gesundheitswesen sowie das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg, welche den Gemeinden eine entsprechende Rückmeldung zum Thema Wasser und möglicher Wasserversorgung geben. Würde eine Gemeinde öffentliche Belange außer Acht lassen, würde das Landratsamt laut dessen Pressestelle explizit auf die Einhaltung der Pflicht zur Einbeziehung aller öffentlichen Belange hinwirken. Laut Bürgermeister Babo ist der Bebauungsplan »Am Keilrain« aus einer im Flächennutzungsplan des Marktes Schöllkrippen bereits dafür vorgesehenen Fläche in einem ordnungsgemäßen Abwägungsverfahren entwickelt worden. Demnach werde sich die Baugebietserweiterung im Keilrain auch nicht im Ansatz nachteilig auf die Versorgungssicherheit in der gesamten Marktgemeinde auswirken.

25.04.2023
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