Trauringe per Flugzeug eingeflogen
Main-Echo Pressespiegel

Trauringe per Flugzeug eingeflogen

Radioaktion: Trauzeuge aus Schöllkrippen und seine Freundin schaffen es gerade noch rechtzeitig zum Standesamt
ASCHAFFENBURG/SCHÖLLKRIPPEN  Von un­se­rem Mit­ar­bei­ter ERNST BÄP­P­LERFrei­tag, der Drei­zehn­te: Ebenso wie die Geschichte in Reinhard Meys Ode an dieses Datum noch mit einer glücklichen Pointe endet, ist für vier junge Leute bei einem fränkisch-schwäbischen Hochzeitskrimi der Freitag der vergangenen Woche nach einem versemmelten Start mit einem Happy End ausgeklungen.
Alle hatten diesem Tag entgegengefiebert: Der 27-jährige Tim Breitenbach aus Obernau, weil er seiner Katharina aus Augsburg im dortigen Standesamt sein Jawort geben wollte. Ebenso auch Breitenbachs gleichaltriger Arbeitskollege Marcel Placzek aus Schöllkrippen und seine Freundin Eva Neudert.
Marcel Placzek war Trauzeuge und sollte gemeinsam mit Eva Neudert die Trauringe mitbringen. Gut gelaunt starteten beide in den Tag: »Die Trauung war erst um 11.30 Uhr angesetzt. Wir wussten aber, auf der A 3 gibt es oft Staus. Deshalb fuhren wir schon um 6 Uhr in der Frühe los«, sagte er im Gespräch mit unserem Medienhaus. Hinter Marktheidenfeld sei dann die Fahrt schon zu Ende gewesen: »Wegen eines schweren Unfalls gab es eine Vollsperrung, und für eine Ausweichroute war es zu spät: Als viertes Auto hinter der Unfallstelle kamen wir zum Stehen. Es gab kein Vor und kein Zurück. Irgendwann gaben wir die Hoffnung auf, noch rechtzeitig nach Augsburg zu kommen.« Irgendwann sei Freundin Eva die Aktion »Stauschrauber« des Radiosenders Antenne Bayern eingefallen. »Die holen im Stau festsitzende Leute in einer Notlage mit einem Hubschrauber heraus und bringen sie ans Ziel. Aber der stand nicht zur Verfügung«, berichtet der Schöllkrippener.
Radioleute als Hochzeitsretter
Doch die Radioleute, die unbedingt »Hochzeitsretter« spielen wollten, gaben nicht auf. Als dann am Vormittag endlich eine Fahrspur von der Polizei freigegeben wurde, meldeten sie sich auf Evas Neuderts Handy und lotsten beide zum Fluglandeplatz Würzburg-Schenkenturm. Dort wartete bereits ein Flugzeug des Unternehmens »Skymagic«: »Der Pilot sagte: Ich heiße Frederic und bringe Euch auf schnellstem Weg nach Augsburg. Dieser Flug wurde für uns zu einem tollen Erlebnis, denn der bayerische Himmel zeigte sich von seiner besten Seite und wir konnten die herrliche Landschaft unter uns genießen. Da wurde uns klar: Das kann nur gut ausgehen.«
So kam es dann auch. Nach der Landung in Augsburg lief alles wie am Schnürchen: Am Flugfeld wartete schon Radiomoderator Djamil Deininger als Chauffeur für die »letzte Meile« bis zum Standesamt in der Augsburger Maximilianstraße. Unterdessen erreichten die Radioleute, die die Hörer in ihrem Vormittagsprogramm über den Stand der Rettungsaktion auf dem Laufenden hielten, im Standesamt eine Verschiebung der Trauzeremonie bis zum Eintreffen der beiden Schöllkrippener.
Und zeitgleich mit ihnen traf mit seinen Angehörigen an Bord aus Obernau dann auch noch Bernd Breitenbach, der Vater des Bräutigams ein. Er hatte Glück, weil er erst um 6.30 Uhr losfuhr, im Autoradio von der Sperrung hörte und noch in Rohrbrunn die A 3 verlassen konnte.
»Ein ganz mulmiges Gefühl«
Aber auch er habe während der Fahrt »ein ganz mulmiges Gefühl« gehabt, weil es wegen vieler Staus nicht recht vorangegangen sei. Schließlich waren doch alle Hochzeitsgäste versammelt, als die Trauung mit fast einer Stunde Verspätung begann.
»Nägel mit Köpfen« machen wollen Tim und Katharina Breitenbach mit der kirchlichen Trauung im nächsten Jahr in Obernau. Für Marcel Placzek und Eva Neudert, die im nächsten Jahr heiraten wollen, wird das Datum Freitag, 13. August 2021, eine Lehre sein: »Ein schönes Flugerlebnis als Start ins Eheglück wäre schon toll. Aber um die Trauringe werden wir uns selbst kümmern.«



19.08.2021
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