Umfangreicher sanieren, um Geld zu sparen?
Main-Echo Pressespiegel

Umfangreicher sanieren, um Geld zu sparen?

Betreuung: Was wurde aus dem geplanten Kindergartenanbau in Kleinkahl? - Für die derzeitige Planung gibt es zu wenige Zuschüsse
KLEINKAHL  Von un­se­rem Re­dak­teur JO­SEF PÖM­MERLVie­le Plä­ne hän­gen in ei­nem Ne­ben­raum des Klein­kah­ler Rat­hau­ses übe­r­ein­an­der. Bür­ger­meis­te­rin An­ge­li­ka Krebs (Freie Wäh­ler) blät­tert sie nach­ein­an­der durch, um zu zei­gen, wie oft die Pla­nun­gen für die Kin­der­gar­te­n­er­wei­te­rung in Klein­kahl schon ge­än­dert wur­den. Jetzt sieht es so aus, als ob ein weiterer Plan über die bisherigen gehängt werden muss.
Denn in der jetzigen Form kommt die Sanierung samt Anbau zu teuer. Grund: Es gibt kaum Zuschüsse dafür. Bei geschätzten Baukosten von 2,8 Millionen Euro gebe es nur rund 800.000 Euro aus der Staatskasse dazu, so die Bürgermeisterin. Rund zwei Millionen Euro müsste Kleinkahl selber stemmen. Zu viel für die kleine Gemeinde, die mit Ortstraßenausbau, Glasfaserverlegung und Turnhallensanierung noch weitere teure Baustellen hat.
Große Räume ein Problem
»Wir haben das Problem, dass die Räume bei uns sehr groß sind, und wir einen großen Turnsaal haben«, so Bürgermeisterin Krebs. Laut Regierung von Unterfranken sollte der Kindergarten eine förderfähige Fläche von 684 Quadratmeter haben. Der Altbau umfasst bereits 426 Quadratmeter, der vorgesehene Erweiterungsbau kommt auf 319 Quadratmeter. Das seien rund 60 Quadratmeter zu viel.
Dies liege daran, dass der vorhandene Turnraum 112 Quadratmeter groß ist. Das sei doppelt so groß, wie nach dem Summenraumprogramm für einen Mehrzweckraum in Kindergärten gefordert wird - und werde daher auch nicht gefördert, heißt es von der Regierung von Unterfranken. Sie schlägt vor, den Turnraum zu halbieren und eine Hälfte als Gruppenraum oder für andere Zwecke umzubauen.
Turnraum teilen?
Für Bürgermeisterin Krebs ist dagegen der große Turnraum einer der Pluspunkte des Kleinkahler Kindergartens. Kein anderer Kindergarten innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft Schöllkrippen könne einen so großen Raum vorweisen. Dieser werde auch eifrig genutzt, etwa für Aufführungen der Kinder oder Elternabende. Eine Trennung des Raumes durch eine flexible Wand, die jederzeit aufgeschoben werden kann, werde nicht genehmigt, sagt Krebs: Die Regierung bestehe auf einer festen Mauer. »Wir müssen also entweder unseren tollen Turnraum opfern oder komplett umplanen«, so die Bürgermeisterin. Sie hat auch schon überlegt, ob der Anbau nicht als getrenntes Gebäude allein für die Kinderkrippe errichtet werden soll. Die Frage ist dann allerdings, ob etwa die Sozialräume für das Personal oder andere vorgeschriebene Einrichtungen doppelt, also in beiden Gebäuden, vorhanden sein müssten. Einen Hoffnungsschimmer allerdings gibt es: In bestimmten Fällen sei es möglich, die förderfähigen Flächen um zehn Prozent zu erhöhen. Das wären jene 60 Quadratmeter, die fehlen, und die der Turnraum zu groß ist. Dazu ist jedoch ein pädagogisches Konzept erforderlich, das mit den Vorgaben der Kindergartenaufsicht in Einklang steht. Hier hat die stellvertretende Kindergartenleiterin Anja Kunkel bereits ein Konzept entworfen, das unter anderem Kinderkonferenzen, Theaterpädagogik und Bewegungserziehung vorsieht.
Ein weiterer Kritikpunkt von der Regierung von Unterfranken betrifft den Umfang der Sanierungen am Altbau. »Wir wollten nur das machen, was unbedingt notwendig ist«, erklärt Angelika Krebs. Etwa die Dachziegel erneuern, oder eine neue Heizung einbauen. Umstritten war noch die Frage, ob auch die Fenster ersetzt werden sollten.
Nur Geld für Generalsanierung
Die Regierung von Unterfranken schlägt jedoch eine Generalsanierung des Gebäudes vor. Das heißt, das Gebäude würde auf den Stand eines Neubaus gebracht. Denn Maßnahmen zum Bauunterhalt würden nicht gefördert, eine Generalsanierung schon. Und nach der Berechnung der Behörde hätten die geplanten Maßnahmen bereits den Umfang von 57 Prozent einer Generalsanierung.
Dennoch werde diese erheblich umfangreicher, und damit auch teuer. So müsste dabei auch die Dämmung der Mauern und des Dachs auf den Stand gebracht werden, der heute für Neubauten vorgeschrieben ist. Hinzu käme, dass die Kindergartengruppen für die Zeit des Umbaus ausgelagert werden müssten, was ebenfalls Kosten verursache.
Derzeit ist die Architektin am Berechnen, wie stark eine Generalsanierung die Kosten erhöhen würde, und ob diese Mehrkosten durch die öffentlichen Zuschüsse ausgeglichen würden. Das soll dann dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt werden.
Verzögerter Baustart
Klar ist auf jeden Fall, dass diese Neuberechnungen den Bau des Kindergartens verzögern werden. »Ursprünglich wollten wir im Sommer bereits mit dem Bau beginnen; jetzt hoffen wir, dass es im Herbst oder wenigstens noch dieses Jahr losgehen kann«, so Bürgermeisterin Krebs.



20.01.2021
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