Was Frank Wissel als neuer Aschaffenburger Kreisbrandrat vor hat
Main-Echo Pressespiegel

Was Frank Wissel als neuer Aschaffenburger Kreisbrandrat vor hat

Beständigkeit, aber neue Ideen
Westerngrund  Ei­ne Ära geht für die Feu­er­wehr im Kreis Aschaf­fen­burg zu En­de: Nach 24 Jah­ren hat sich Kreis­brand­rat Karl-Heinz Ost­hei­mer nicht mehr zur Wahl ge­s­tellt. Er geht zum Jah­re­s­en­de in den Ru­he­stand. 59 der 61 Kom­man­dan­ten im Kreis ha­ben des­halb am Frei­tag in Wes­tern­grund sei­nen Nach­fol­ger ge­wählt. Es ist, wie er­war­tet, Frank Wis­sel.

58 Stimmen entfielen auf den 53-Jährigen - eine Stimme war ungültig. Wissel, der zur Feuerwehr Niedersteinbach gehört, war der einzige Kandidat. Er war bisher einer von zwei Kreisbrandinspektoren und damit Stellvertreter Ostheimers. Außerdem leitet er das Impfzentrum in Hösbach (siehe »Zur Person«). Wissel übernimmt das Amt des Kreisbrandrats offiziell ab 1. Januar, doch Ostheimer und er wollen bereits jetzt mit der Übergabe beginnen.

Keine Revolution, neue Ideen

Doch das bedeute nicht, dass sich nun alles ändere, betonte Wissel. Schließlich sei der Landkreis gut aufgestellt. »Es wird keine Revolution geben. Es wird nicht so sein, dass die Feuerwehrschläuche ab Januar anders aussehen. Aber natürlich kommen neue Ideen dazu.«

Einige dieser Ideen umriss Wissel auch direkt. Neben den beiden bisherigen Kreisbrandinspektoren (siehe »Hintergrund«) will der künftige Kreisbrandrat einen Fach-Kreisbrandinspektor installieren. Dieser soll gemeinsam mit dem dafür zuständigen Kreisbrandmeister den gesamten Bereich Ausbildung bündeln.

Außerdem richtet Wissel zwei neue Kreisbrandmeister-Posten ein, um die »Themen der Zukunft« abzubilden: Digitalfunk und Katastrophenschutz. Dies seien auch Zeichen, dass sich die Inspektion noch breiter aufstelle. Und das sei nötig. Denn die Messlatte, die Ostheimer gelegt habe, sei hoch.

Für jeden Einzelnen da

Wissel würdigte seinen Amtsvorgänger, den er im Gespräch mit unserem Medienhaus als »väterlichen Mentor« bezeichnet hatte. Besonders schätze er an Ostheimer, dass dieser jeden Feuerwehrmann und jede -frau ernst nehme und ihnen bei Problemen oder Unfällen zu ihrem Recht verhelfe. Als er Ostheimer für sein Engagement dankte, brach Wissels Stimme.

Und auch der scheidende Kreisbrandrat war sichtlich gerührt - von der Rede, aber auch vom Dank und Respekt, den ihm die Kommandanten zollten, als sie ihm stehend und anhaltend applaudierten. Ostheimer wurde rot und winkte schließlich beinahe ab.

Die Bescheidenheit des 64-Jährigen wurde auch in einem seiner ersten Sätze vor den Kommandanten deutlich: »Ich habe versucht, euch zu dienen, der Feuerwehr zu dienen.« Ostheimer dankte seinen Kameraden, Wegbegleitern, seiner Familie und allen Feuerwehrleuten. Er habe stets versucht, allen gegenüber gerecht zu sein.

Auf Kreisbrandrat verlassen

Dass ihm das gelungen ist, wurde bei der Ansprache von Landrat Alexander Legler deutlich. Ostheimer sei jemand, der »immer hinter den Menschen steht«. Die Menschen wüssten, dass sie sich auf ihren Kreisbrandrat verlassen können. Und: »Verlass ist nicht nur auf Karl-Heinz Ostheimer, sondern auch auf Frank Wissel«, sagte Legler.

In gewisser Weise lebt mit Ostheimers Feuerwehr-Ziehsohn Frank Wissel die Ära Ostheimer fort. Auch wenn der scheidende Kreisbrandrat seinem Nachfolger Freiraum geben will, um sich zu entfalten. Er freue sich jedenfalls darauf, als Rentner zu Feuerwehrfesten der Region zu gehen und über die »gute alte Zeit« zu reden - in dem Wissen, dass nun die »gute neue Zeit« beginnt.

Mehr zum Thema in unserem Dossier: main-echo.de/rettungsarbeit

Hintergrund: Die Kreisbrandinspektion

Die Kreisbrandinspektion ist die ehrenamtliche Führungsinstanz auf Kreisebene in Bayern. Sie fungiert als Schnittstelle von der Kreisverwaltung - also dem Landratsamt, dem die Kreisbrandinspektion unterstellt ist - zu den kommunalen Feuerwehren.

An der Spitze der Kreisbrandinspektion steht der Kreisbrandrat. Dieser wird auf Vorschlag des Landrats von den Kommandanten der Feuerwehren im Kreis auf sechs Jahre gewählt. Die Regierung von Unterfranken bestätigt diese Wahl. Der Kreisbrandrat berät und unterstützt das Landratsamt, die Gemeinden und die Feuerwehren zu Fragen des Brandschutzes und der technischen Hilfeleistung. Er besichtigt die Feuerwehren und sorgt für Ausbildungen.

Dem Kreisbrandrat untergeordnet sind die Kreisbrandinspektoren. Im Kreis Aschaffenburg gab es davon bisher zwei - Frank Wissel, der etwa für den Altlandkreis Alzenau zuständig ist, und Otto Hofmann, der für den Altkreis Aschaffenburg zuständig ist. Ihnen sind jeweils drei Kreisbrandmeister unterstellt, die die jeweiligen Bereiche unter sich aufteilen.

Außerdem gehören Fach-Kreisbrandmeister der Kreisbrandinspektion an, die direkt dem Kreisbrandrat unterstellt sind und die sich um bestimmte Fachbereiche kümmern. Dazu gehören Themen wie Ausbildung, Funken oder atomare, biologische und chemische Gefahren.

Der Kreisbrandrat stellt sich seine Kreisbrandinspektion nach seiner Wahl selbst zusammen. Das ist allerdings erst seit einer Änderung der Feuerwehrgesetzes von 2017 so. Seither endet die Amtszeit der Kreisbrandinspektoren und -meister mit der Wahlperiode des Kreisbrandrates. Davor waren sie davon unabhängig. ()

Zur Person: Frank Wissel

Frank Wissel ist 53 Jahre alt, kommt aus Niedersteinbach und hat einen erwachsenen Sohn. In die Feuerwehr eingetreten ist er am 1. Januar 1984, wo er eine Vielzahl wo er eine Vielzahl an Lehrgängen und Positionen durchlief.

Zum 1. Mai 1998 bestellte Kreisbrandrat Karl-Heinz Ostheimer Wissel zum Kreisbrandmeister. Damals war er zuständig für 17 Feuerwehren in Mömbris und Johannesberg.

Der nächste Schritt erfolgte zum 1. Mai 2010, als Ostheimer Wissel zum Kreisbrandinspektor für den Altlandkreis Alzenau bestellte. Dieser Bezirk umfasst 14 Gemeinden mit 33 Feuerwehren. Außerdem wurde er zum Örtlichen Einsatzleiter des Kreises bestellt.

Im Jahr 2017 erhielt Wissel das Steckkreuz des Feuerwehrehrenzeichens für besondere Verdienste um das Feuerwehrwesen.

Der gelernte Bankkaufmann ist zur Zeit beim Kreis als Mitarbeiter im Arbeitsbereich Feuerwehr und Katastrophenschutz und derzeit Verwaltungsleiter des Impfzentrums von Stadt und Kreis in Hösbach angestellt.

Als Kreisbrandrat ist Wissel künftig zuständig für 59 Freiwillige Feuerwehren, zwei Werkfeuerwehren sowie 2691 Aktive, 595 Jugendliche und 538 Kinder (Stand: 31.12.20). ()

09.10.2021
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