Zwei Meter langer Riss im Becken
Main-Echo Pressespiegel

Zwei Meter langer Riss im Becken

Freizeiteinrichtung: Schadstelle im Naturerlebnisbad Schöllkrippen freigelegt - Mindestens drei Wochen zu
SCHÖLLKRIPPEN 

Zwei Meter lang und an seiner breitestens Stelle 30 Zentimeter weit klafft ein Riss in der Folie, mit der das Naturerlebnisbad Schöllkrippen ausgelegt ist. Das wird deutlich, als am Montagnachmittag das Wasser so weit abgelaufen ist, dass die Schadstelle sichtbar wird. Am Sonntag hat der große Wasserverlust die Verantwortlichen gezwungen, das Schwimmbad zu schließen (wir berichteten in der Montagsausgabe).

Eigentlich hatte man erwartet, dass die Schadensstelle erst am Dienstagmorgen aus den Fluten auftaucht. Doch das Wasser ist mit jeder Stunde schneller abgelaufen. »Allein in der letzten Stunde ist der Wasserspiegel um 30 Zentimeter gesunken«, erklärt Marcus Rosenberger, Vorsitzender der Wasserwacht. »Das heißt, in dieser Stunde sind geschätzt mindestens 100 Kubikmeter Wasser abgelaufen«, ergänzt Bademeister Marco Büttner.

Jede Menge Sand fortgespült

Marco Büttner steht mit Gummistiefeln im ablaufenden Wasser und schaut sich den Schaden genau an. Nicht nur, dass der Riss so groß ist: Unter dem Beckenboden, den die Folie bildet, ist auch jede Menge Sand ausgespült worden. »Unser Zwei-Meter-Becken ist hier jetzt 2,50 Meter tief«, sagt er, als er den Schaden begutachtet. Was dies genau für die Reparatur bedeutet, kann er aber nicht sagen. Das müsse sich erst jemand von der Tiefbauabteilung anschauen, sagt er.

Es muss auch kontrolliert werden, ob das Fundament für den Steg, an dessen Mauer der Riss entdeckt wurde, noch sicher steht oder auch unterspült wurde. So oder so ist der Schaden groß. Es werde mindestens drei Wochen dauern, bis das Schwimmbad wieder öffnen könne, schätzt Rosenberger: »Allein das Wiederbefüllen des Beckens dauert zwei Wochen«, erklärt er. Schließlich seien es gut 5000 Kubikmeter Wasser.

Auch über die Kosten der Reparatur könne man daher derzeit noch nichts sagen. Erst müsse der Umfang des Schadens feststehen. Beim Abfluss des Wassers ist noch ein zweiter, kleinerer Riss an anderer Stelle entdeckt worden.

Mit Messer geritzt?

Wie konnte es zu dem Schaden kommen? Materialermüdung? »Die Folie hier ist 20 Jahre alt, 30 Jahre Haltbarkeit waren eigentlich garantiert«, sagt Marco Rosenberger. Marco Büttner vermutet, dass da mit einem Messer nachgeholfen wurde. »Da hat jemand geritzt«, sagt er. Der Riss sei viel zu glatt und zudem nicht entlang einer Naht entstanden. Später hat sich der Riss anscheinend noch geweitet. Hier weist er eine deutlich gezacktere Kante auf.

Für die Marktgemeinde Schöllkrippen ist die Schließung des Freibads ein herber Rückschlag. Gerade erst eine Woche zuvor, am Samstag, 12. Juni, war es nach einer langen Corona-Pause wieder eröffnet worden. 500 Badegäste durften jeweils nach vorheriger Anmeldung rein. Da es keinen Pächter für den Kiosk gibt, haben diesen an den Wochenenden vier Vereine - Freundeskreis Schöllkrippen-Kochanowice, Gesangverein Schöllkrippen, SV Schöllkrippen und Wasserwacht - bewirtschaftet. Unter der Woche gab es nur einen eingeschränkten Service von einer Gemeindemitarbeiterin.

Wasser floss in den Höllenbach

Bereits am Montag war dann der erste Wasserverlust bemerkt worden. Am Sonntag nahm dieser dann schlagartig zu. Gleichzeitig meldeten Bürger, dass der Höllenbach, in den die Drainage des Beckens abfließt, übermäßig viel Wasser führte. Daher wurde das Bad um 17.30 Uhr geschlossen.

Über einen privaten Anbieter von Tauchkursen, der seine Übungen im Becken abhält, konnten dann binnen 20 Minuten sechs Taucher organisiert werden, die das ganze Becken absuchten und schließlich auch das Leck fanden. Versuche, dieses mit Plastikfolie und Sandsäcken notdürftig zu stopfen, scheiterten jedoch. Das Wasser floss unaufhaltsam in den Höllenbach ab. Die Feuerwehr pumpte danach möglichst viel Wasser in die Regenerationsbecken um.

Schäden für die Natur muss man deswegen keiner befürchten. Das Wasser im Naturerlebnisbad ist weder gechlort noch mit sonstigen Chemikalien versetzt.

Am 17. Juli hätte Schöllkrippen eigentlich 50 Jahre Freibad feiern können. Das erste Schwimmbad im Ort, Vorläufer des jetzigen, war 1971 eröffnet worden. Ob das Naturerlebnisbad bis dahin wieder zur Verfügung steht? »Vielleicht«, will sich Marco Rosenberger da nicht festlegen.

Stichwort: Naturerlebnisbad

Das Naturerlebnisbad Schöllkrippen war am 26. Juli 2003 eröffnet worden. Die Gemeinde verzichtete darauf, ihr 30 Jahre altes Freibad traditionell zu sanieren, sondern setzte auf das Prinzip der sogenannten Naturerlebnisbäder, die in den 1990er Jahren aufkamen. Bei einem Naturbad kann komplett auf den Einsatz von Chemikalien (Chlor, Fungizide) verzichtet werden.

Zur Reinigung des Wassers dient ein separater Regenerationsteich, der über Rohrleitungen mit dem in Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich unterteilten Schwimmteich verbunden ist.

Dies hat den Vorteil, dass auf teure Technik verzichtet werden kann und der Umbau erheblich günstiger kommt. Statt geschätzter 3,5 Millionen Euro, die eine herkömmliche Sanierung der Freibads gekostet hätte, musste Schöllkrippen nur 1,4 Millionen aufwenden Auch die Unterhaltungskosten sind günstiger.

Unterstützt wird die Gemeinde dabei von dem im Mai 2000 gegründeten Förderverein Naturerlebnisbad, der Ende vergangenen Jahres 475 Mitglieder zählte. ()

21.06.2021
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